Was ist evangelisch?

An dieser Stelle möchten wir Ihnen häufig gestellte Fragen rund um den evangelischen Glauben und die evangelische Kirche beantworten. Natürlich können in der entsprechenden Kürze die Themen nur grob beantwortet werden. Bitte haben Sie dafür Verständnis. Für ausführliche Antworten wenden Sie sich bitte an Ihren Pfarrer.

Haben Sie eine Frage, die hier nicht beantwortet wurde, dann schreiben Sie uns bitte Ihre Frage. Wir werden sie auf dieser Seite beantworten.

Protestanten haben keinen Papst und dürfen deshalb glauben, was sie wollen?

Falsch! Wohl haben Protestanten keinen Papst, aber den Konsens ihrer Bekenntnisschriften (die Bekenntnisschriften finden Sie auf der Homepage auch unter Glaubensgrundlagen). Man kann gegen diesen Konsens nicht beliebig verstoßen. Andernfalls wirkt er ähnlich, wie ein Machtwort aus Rom. Aktuell zurückliegender Fall: Der Theologe Gerd Lüdemann, der die Auferstehung leugnete und Sätze sagte wie: “Der aauferstandene Jesus ist die Leiche im Keller der evangelischen Kirche”. Später maulte er, als die evangelische Kirche ihm die Lehrerlaubnis entzog. Nun ja, man kann ja auch nicht Mitglied in einem Fußballverein sein, dann erzählen, Fußball sei großer Mist – und fortan Handball spielen. Dieses Prinzip gilt natürlich auch für die evangelische Kirche.

Der Gottesdienst ist bei Protestanten nicht so wichtig?

Doch, der Gottesdienst ist wichtig! Es gibt zwar keine Sonntagspflicht wie bei den Katholiken, aber es gibt das dritte Gebot: Du sollst den Sonntag heiligen. Und den heiligt man nach Luther nicht schon (aber auch!) mit dem Gang zur Kirche. Vielmehr mahnt Luther: “In der Messe tut’s not, dass wir mit dem Herzen dabei sind.”

Sind bei Protestanten gute Werke nicht so wichtig, sondern allein der Glaube an Gott zählt?

Doch, gute Werke sind bei Protestanten sehr wichtig. Schon Luther hat sich gegen die Auffassung gewehrt: “Sie beschuldigen mich, ich verbiete gute Werke”, schrieb er in seiner Schrift “Von den guten Werken” und stellte klar: “Die Freiheit des Glaubens gibt keinen Freibrief zur Sünde.” Er wollte gute Werke nicht abschaffen, sondern ihre innere Logik umkehren: Nicht weil ein Mensch gute Werke tut, wird er von Gott geliebt, sondern weil er von Gott geliebt wird, wird er frei, gute Werke zu tun, also sich dem Menschen zuzuwenden. Ansonsten gilt auch bei den Protestanten Erich-Kästners-Satz: “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es”.

Welches ist der höchste evangelische Feiertag?

Der höchste evangelische Feiertag ist das Osterfest. Darin gibt es bei den evangelischen, katholischen und orthodoxen Kirchen keinen Unterschied. Ohne die Auferstehung Jesu an Ostern wäre der Karfreitag nur irgendein Freitag, an dem die Römer Menschen hingerichtet hatten. Es gab viele, die wie Jesus an einem Karfreitag starben. Das überaus Besondere aber ist das Osterfest – die Auferstehung Jesu von den Toten.

Gibt es in der evangelischen Kirche die Beichte?

Ja, es gibt sie. Die Beichte wurde nie abgeschafft und hat auch in der evangelischen Kirche seine Bedeutung. Freilich findet die Beichte zumeist in einem privaten Gespräch mit einem Seelsorger statt. Man vereinbart mit einem Seelsorger einen Gesprächstermin, in dessen Rahmen man beichten kann. Auch evangelische Pfarrer unterliegen der Schweigepflicht. Im Evangelischen Gesangbuch gibt es sogar einen kleinen Ablauf für eine mögliche Beichtfeier. Martin Luther hat die Beichte sogar empfohlen: Die Beichte sei ein “köstlich und tröstlich Ding”. Er wollte nur nicht, dass man aus Zwang beichtet.

Was sagt die Bibel zur Wiedergeburt?

Im christlichen Glauben gibt es keine Wiedergeburt in dem Sinne, dass ein Mensch auf die Erde als Lebenwesen (Mensch, Tier, Pflanze) erneut hineingeboren wird. Die Bibel spricht vielmehr von einer ´Neugeburt des Menschen´. Was ist damit gemeint? So, wie ein Baby vom Mutterleib in die Welt hineingeboren wird (und somit vom Mutterleib aus in eine völlig neue Welt hineinkommt mit Farben, Frost und Hitze,…), so wird der Mensch aus dieser Welt in eine andere Welt (Paradies als Ort der Nähe Gottes, aber auch Hölle als gottfernen Ort) hinübergehen. Unsere sichtbare Welt ist somit ein Ort, der nur durchlaufen wird als eine Station des Menschen.

Gibt es in der evangelischen Kirche eine andere Bibel als in der katholischen Kirche?

Nein. Die Bibel beinhaltet das Alte und das Neue Testament.

Haben katholische Kirchen immer einen Hahn auf der Kirchturmspitze und evangelische Kirchen ein Kreuz?

Nein, man kann anhand von Kirchturmhähne und -kreuze nicht unterscheiden, ob eine Kirche evangelisch oder katholisch ist – denn: Es hängt von der Region ab! So führen in Norddeutschland katholische Kirchen, aber auch Kirchen der freikirchlichen Gemeinden (Baptisten, Methodisten) das Kreuz. Bei evangelisch-lutherischen Kirchen ist es ein Schwan, bei evangelisch-reformierten Kirchen ziert ein Hahn die Spitze. Anderswo lässt ein Hahn in der Regel auf eine katholische Kirche schließen, das Kreuz auf eine evangelische Kirche. Auch andere Gebilde zieren Kirchtürme: In katholischen Gemeinden ist manchmal der örtliche Schutzheilige als krönender Abschluss zu sehen. Posaunenengel auf evangelischen Kirchen, die an die Verkündigung des Evangeliums erinnern, gelten als Ausdruck protestantischen Selbstbewusstseins. Und in alten Handels- und Seefahrerorten kann man oft eine Kogge als Turmspitze finden.

Ist es als katholischer Christ eigentlich möglich zum evangelischen Glauben überzuwechseln?

Ja, es ist ohne Probleme möglich, vom katholischen Glauben zum evangelischen Glauben überzuwechseln. Die Taufe wird gegenseitig anerkannt. Folglich ist es so, dass ein katholisch getaufter Christ nicht neu getauft wird. Ansonsten ist der Kircheneintritt der Gleiche wie bei einem ausgetretenen evangelischen Christen. Wenn ein katholisch getaufter Christ evangelisch werden möchte, muss er ggf. vorher aus der katholischen Kirche austreten, da es keine Doppelmitgliedschaft gibt. Dann würde der Pfarrer zu einem Gespräch einladen, bei dem Fragen geklärt, Wünsche ausgesprochen und die Aufnahme geschehen kann. Oftmals wird aber auch jemand zum Besuch eines Gottesdienstes eingeladen und dann im Anschluss an einen Gottesdienst (nichtöffentlich!) in die Kirche aufgenommen. Aber – das kann man im Einzelfall besprechen, wie es einem lieber ist.